Suizid: Selbstmord oder Freitod?

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Sterbehilfe

pexels pixabay 355935Wie ich heute erfahren habe, wird jetzt von der Mehrheit der Österreicher gefordert, dass nun wie schon in anderen Ländern auch in Österreich die „Sterbehilfe“ gesetzlich erlaubt werden soll.

Deshalb möchte ich ein paar Überlegungen über Suizid vom rein spirituellen Standpunkt aus betrachtet teilen:

Ein spiritueller Mensch glaubt und wird auch irgendwann erkennen, dass er als Sohn bzw. als Tochter einen Vater/ eine Mutter hat. Einen göttlichen Schöpfer. Aus nichts kommt nichts, das ist schon ein physikalisches Gesetz. Diese Welt, dieser Kosmos, das Bewusstsein – einfach alles, egal, ob materiell oder geistig – wurde durch „Irgendetwas“ in kreiert.

Wir haben es nicht erschaffen

Wir haben es und konnten es nicht erschaffen. Nun erhebt sich die Frage, ob wir etwas, was wir nicht selbst erschaffen können, auch zerstören bzw. töten dürfen. Was unsere „Nächsten“ betrifft, besteht allseits ziemliche klare Übereinkunft: „Du sollst nicht töten“. Dieses christliche Gebot inkludiert allerdings meines Erachtens auch dich selbst. Meines Wissens nach beansprucht jede spirituelle Kultur dieses Gebot auch für sich.

Spirituelle Meister/Karma

Da wir in Wirklichkeit sehr wenig über uns und die Welt wissen, ist es weise, jene sehr, sehr, sehr raren Persönlichkeiten zu Rate zu ziehen, die tatsächlich in ihrer spirituellen Disziplin über ihr kleines „ich“ hinausgewachsen sind und mit dem universellen Selbst, dem Göttlichen, dem Höchsten, also mit dem Vater eins geworden sind. Interessanterweise betonen die Erleuchteten und Yogis aller großen spirituellen Wege und aller Zeitalter einhellig, dass der Selbstmord die größte Unwissenheit (manche nennen es Sünde) ist, die man begehen kann!

pexels sora shimazaki 5669602Im Westen heißt es, dass es so etwas wie das „letzte Gericht“ gibt, im Osten spricht man von „Karma“. Gemeint ist, dass die meisten Dinge, die uns widerfahren, nicht zufällig passieren. Jede Handlung birgt ein bestimmtes Resultat, oder anders formuliert: „Wie du säst wirst du ernten“, „wie ich den Wald rufe, so tönt es zurück“. Stark vereinfacht formuliert könnte man auch sagen „Aug` um Aug`, Zahn um Zahn.“ Wer an die Wiedergeburt glaubt, ist auch der Überzeugung, dass Handlungen aus  früheren Leben bis in die Gegenwart wirken können. Und ich hege nicht den geringsten Zweifel daran, dass es die Wiedergeburt gibt, bis man das letzte Ziel erreicht hat, denn sonst wäre es unerklärlich, dass manche Kinder mit Defekten auf die Welt kommen. Einen solch ungerechten Gott kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube vielmehr, dass im Christentum unter "Erbsünde" genau das gemeint ist (vielleicht hat die damalige Zeit es nicht zugelassen, diese Dinge klarer zu formulieren; vielleicht wurden diese Dinge aber auch einfach bei der Zusammenstellung der Bibel 300 Jahre nach Christi Geburt aus irgendwelchen Überlegungen ausgelassen).

Und nicht nur auf der äußeren Ebene haben unsere Handlungen ein bestimmtes Resultat. Wenn ich mich in das Auto setzte und von A nach B fahre, bin ich nicht mehr in A, sondern in B, das ist für unser an der Oberfläche des Daseins fixiertes Bewusstsein logisch und daher klar. Interessanterweise gilt dieses kosmische Gesetz zu einem großen Maße auch für die innere Welt: Wenn ich positive Gedanken, wenn ich Liebe aussende, werden diese Dinge früher oder später zu mir zurückkehren. Nichts geht in diesem Universum verloren – es ist kein offenes System. Allerdings kehrt auch eine Aggression oder ein Unrecht, das ich begehe, wieder zu mir zurück. Ich werde die Früchte meines Handelns so oder so ernten müssen. Ob wir dies wollen oder nicht, spielt keine Rolle: Das kosmische Gesetz ist nun einmal so arrangiert, dass wir die Früchte unserer Handlungen ernten müssen, auch wenn die Dinge nicht linearen und logischen ablaufen, denn gutes und schlechtes Karma kann durchaus viel später, ja sogar erst in einer künftigen Inkarnation auf uns zurückfallen. Aber eines ist sicher – wir sind ihm weitgehend ausgeliefert. Und die Erleuchteten betonen einhellig, dass es hier keinen Notausgang gibt. Sicher, wer spirituelle Disziplin übt, kann je nach Empfänglichkeit mit Hilfe von Gottes Gnade immer mehr von seinem Karma transzendieren bzw. auflösen.

Selbstmord bewirkt Karma von der übelsten, schrecklichsten Art

pexels iconcom 216640Aber wer mit „unlauteren“ Mitteln versucht, sich den Auswirkungen des Karmas zu entziehen, wer sich selbst durch Selbstmord von den Auswirkungen des Karmas (natürlich vergeblich) versucht zu befreien, der wird – so sagen die Yogis – seine blauen Wunder erleben. Dieser Verstoß gegen das kosmische Gesetz wird mit unvorstellbar harten Konsequenzen quittiert werden, heißt es. Die Konsequenzen seien so schmerzhaft, so entsetzlich, dass sie sich jeglicher Beschreibung entziehen , und sie würden auch für unbestimmte Zeit lang anhalten. 100 Jahre in heiß-brodelndem Öl gekocht werden, sei nichts dagegen. Und wenn man dann nach schier grenzenlos langer Zeit unvorstellbaren Leids, also der Hölle pur, die Gnade einer neuern Inkarnation erhalte, müsse man damit rechnen, dass man mit schweren Handicaps, Missbildungen oder massiven mentalen Defiziten auf die Welt komme. Und dies nicht nur für eine Inkarnation! Die Entwicklung, die Evolution der Seele ist also durch ein eigenwilliges Aussteigen aus dem kosmischen Plan auf unbestimmte Zeit zu einem Stillstand gekommen, ja mehr noch, das Bewusstseinslicht, das man schon erreicht hat, wird durch unzählige Schleier der Unwissenheit wieder verdeckt. Man steht vor einer subjektiv ewig wirkenden Zeit der völligen Dunkelheit und Verzweiflung. Das sagen jene Meister aus verschiedensten Zeitaltern, die die Fähigkeit entwickelt haben, im Augenzwinkern in die Zukunft zu schauen oder die Vergangenheit zu sehen. Jene Meister, die in ihrer Meditation schon unzählige Male über den Tod weit hinausgegangen und eins mit dem Höchsten geworden sind. (Ich selbst kann hiervon leider nicht aus erster Hand berichten, sondern nur die Erkenntnisse der Erleuchteten mit dir teilen. Für mehr reicht hier meine persönliche Erfahrung zu diesen Fragen nicht).

Kein Begräbnis

Diese Erkenntnisse wurden also von Weisen, Yogis und Erleuchteten verschiedener Kulturen und Zeitalter gleichbleibend errungen und mit der Menschheit geteilt. Als Konsequenz, und wahrscheinlich zur Abschreckung, gab es (zumindest früher) für Selbstmörder in der christlichen Kirche kein kirchliches Begräbnis. In Indien werden selbst heute noch Familienmitglieder von Selbstmördern prinzipiell erst einmal vor Gericht gestellt, und zwar alle. Sie müssen erst beweisen, dass sie unschuldig sind und das Unheil nicht verhindern konnten. Ich weiß dies von einem guten, engen Freund aus Indien, dessen Frau Selbstmord begangen hat und der deshalb beinahe ins Gefängnis gekommen wäre. Diese unmenschlich anmutende Vorgangsweise kommt letztlich aus dem Wissen heraus, dass die Konsequenzen des Selbstmordes unvorstellbar schrecklich für die Seele dieser armen Menschen sind. Wer glaubt, dass der Mensch keine Seele besitzt, sondern nur ein Sammelsurium von Nerven Gefäßen, Knochen und Muskeln darstellt, der wird wahrscheinlich diesen Ansichten keinen Glauben schenken und mit diesem Artikel auch nichts anfangen können.

pexels pixabay 163064Das Göttliche Spiel

In Indien nennt man das Leben „Lila“, was so viel wie Spiel bedeutet. – es ist ein göttliches Spiel. Der Schöpfer hat die Welt und ihre Bewohner, die Tiere und Menschen, erschaffen, um sich selbst auf unzählige Weise zu selbst zu erfahren und zu entwickeln. Er steht zwar über ihnen, aber gleichzeitig ist er auch nicht getrennt von ihnen. Es ist wie ein grenzenloses Spiel. Und dieses Spiel verfügt über geheime göttliche Regeln, die auch kosmische Gesetze genannt werden. In sehr seltenen Fällen können sie direkt durch den Schöpfer, der über allen Regeln steht, bzw. durch einen erleuchteten Meister, der eins mit dem Schöpfer geworden ist, durchbrochen werden. Aber es ist ganz offensichtlich: Der Höchste toleriert in der Regel nicht das Aussteigen vom Spiel, das Er initiiert hat, also den Suizid. Für fast alles gibt es Mitleid und Vergebung, wenn man nur darum betet, aber für einen „Spielverderber“, um den Selbstmörder unverschämt verharmlosend so zu nennen, scheint es in der Regel (jede Regel kennt allerdings seltenen Ausnahmen) kein Erbarmen zu geben. Ich weiß, dass dies für den Verstand hart klingt, denn ein Selbstmörder befindet sich ja immer in einer äußerst bemitleidenswerten Situation, bevor er Hand an sich legt. Aber es handelt sich hier einfach leider um ein Faktum.

Ausnahmen

Eine Ausnahme sind gottverwirklichte Meister, die aufgrund ihres Einsseins mit Gott und damit mit ihrem Einssein mit Gottes Willen über dem Karma stehen. Sie leiden nur mehr, wenn sie freiwillig das Leid der Welt auf sich nehmen – was sie üblicherweise tun. Und sie können „gehen“, wann immer sie wollen. Das Wort „Selbstmord“ erscheint in diesem Zusammenhang auch völlig fehl am Platz. Wenn ein Meister seinen Körper aufgibt, handelt s es sich um einen willentlichen Akt, eine Willensanstrengung. Er benötigt hierfür keinen Revolver oder Strick, sondern trennt einfach seine Seele vom Körper. Ein Meister ist schon zu Lebzeiten in seiner Meditation unzählige Male in die „Welt des Todes“ vorgedrungen und darüber hinausgegangen und für ihn hat der Tod nichts Schreckliches, es ist vielmehr eine Erlösung und er wird, wie Sarada Devi, die Frau des Avatars Sri Ramakrishnas, einmal sagte, den Tod als Spaß ansehen. Der Meister Sri Ramakrishna erwähnte übrigens einmal, dass sein Schüler Swami Vivekananda nicht mehr lange am Leben bleiben würde, wenn er einmal Gott verwirklicht habe. Dann werde er seinen Körper mit einer einzigen Willensanstrengung aufgeben. Und so geschah es auch. Er versammelte noch einmal seine Schüler aus aller Welt um sich, hielt eine Ansprache und dann verließ er den Körper.

Einige Anekdoten

Hier noch eine kleine Anekdote, die untermauern soll, dass Meister auch nach dem physischen Tod über alle erdenklichen Fähigkeiten verfügen; ja dass der Tod etwas ganz anderes ist, als wir glauben, die wir nicht mit unserer Seele, sondern mit unserem vergänglichen Körper, Emotionalen und Verstand identifiziert sind: Sri Chinmoy, der Meditationslehrer an der UNO in New York, betonte, dass es sich bei dieser alten, traditionellen indischen Geschichte – so fantastisch sie klingen mag – um eine absolut wahre Begebenheit handelte: Kabir war ein hoher Meister, der vor Jahrhunderten in Indien lebte. Er hatte sowohl Hindus wie auch Moslems als Schüler. Als Kabir in den Mahasamadhi einging, so nennt man die schlussendliche, ewige Trance bei Meistern, also ihren Tod, entbrannte unter den Jüngern des Meisters ein Streit. Die Hindus wollten gemäß den hinduistischen Bräuchen den Körper verbrennen, die Moslems wollten ihn begraben. Als sich keine Lösung des Problems anbahnte, entdeckten die Schüler plötzlich, dass sich der Leichnam des Meisters aufgelöst hatte und von Blumen ersetzt worden war. Nun wurde die eine Hälfte der Blumen verbrannt, die andere beerdigt.

Als Yogananda starb, schickte er der Welt aus dem Jenseits auch ein besonderes Zeichen: Sein Körper zeigte einfach nicht die üblichen Verfallserscheinungen, sondern blieb auf unbestimmte Zeit völlig unverändert. Und Sri Aurobindos Körper war nach dessen Mahasamadhi von solch auffälligen Licht durchflutet, dass man den Körper schlicht und einfach nicht gemäß der in Indien herrschenden gesetzlichen Bestimmungen am gleichen Tag begraben konnte.

Sri Chinmoy hatte so beiläufig am Tag vor seinem Mahasmadhi, also vor seinem Tod, erwähnt, dass er, wenn er einmal sterben würde, sieben Tage öffentlich aufgebahrt werden möchte. Als seine Schüler dann diesem Wunsch nachkommen wollten, teilte das zuständige Bestattungsinstut aber mit, dass dies wegen des Zerfallprozesses des Körpers nicht möglich sei. Tatsächlich war es aber dennoch möglich, denn bei den täglichen Kontrollen des Leichnams fiel auf, dass es keinen Zersetzungsprozess gab.

Wenn etwa ein Krieger im Kampf unterliegt und sich selbst das Leben nimmt, bevor er durch das Schwert des Feindes getötet wird, gilt dies übrigens auch nicht als Selbstmord mit den damit zusammenhängenden schrecklichen Konsequenzen.

In Indien gab es den unglaublichen Brauch, dass Frauen manchmal ihren verstorbenen Ehegatten ins Verbrennungsfeuer folgten und ihr Leben aufgaben. Auch dies gilt als "Freitod" ohne karmische Konsequenzen.

pexels anthony macajone 1784758Selbstmord oder Freitod

Ist Selbstmord nun ein „Mord“ oder können wir auch verharmlosend von „Freitod“ sprechen? Wir wissen von der Psychiatrie, dass einem Selbstmord, aus welchem Grunde er auch immer begangen wird, in der Regel eine Einengung des Bewusstseins vorangeht. Zum Beispiel kann eine massiv negative Affizierbarkeit ohne positive Affizierbarkeit eintreten, das heißt, nur mehr die negativen Dinge werden wahrgenommen und intensiv, ähnlich wie durch eine Lupe, erlebt, positive Aspekte des Lebens werden nicht mehr als solche erfahren. Oder ein negatives Gefühl kann momentan übermächtig werden, wodurch die „Sicherungen durchbrennen“, etwa bei einem Selbstmörder aus Eifersucht bzw. aus Liebeskummer. Würde diese Einengung nicht bestehen, würde diese Person sich sagen, "Na gut, der ehemalige Partner kann mich gerne haben, ich werde etwas Besseres finden! Kommt Zeit kommt Rat, alles geht einmal vorbei und macht Platz für Neues…" Aber durch eine mentale und auch emotionale Einengung ist der potentielle Selbstmörder nicht mehr in der Lage, Hoffnung aufzubauen oder einen positiven Gedanken zuzulassen. Mit seinem Scheuklappenblick fokussiert er all seine Erlebniswelt immer mehr alleinig auf die subjektiv unausweichliche Katastrophe, sodass er keine Alternativen mehr erkennen kann, obwohl es diese selbstverständlich immer gibt.

Gründe für Suizid

Manche bringen sich um, weil sie beruflich scheitern oder weil ihr Ansehen in der Öffentlichkeit aufgrund eines Vorfalls massiv in Mitleidenschaft gezogen wurde. Würde keine subjektive Einengung bestehen, könnte sich diese Person sagen: „Ok, ich habe auf diesem Gebiet völlig versagt, oder das ist total schiefgelaufen, aber wen kümmert das in 20, in 100 oder in 1000 Jahren noch?! Ich beginne jetzt einfach einen neuen Lebensabschnitt, lasst mich ein neues Blatt aufschlagen."

Selbstmord aus "freier" Entscheidung gibt es nicht

Wer in seinem psychischen, emotionalen oder mentalen Erleben - meist wird es wohl eine Kombination sein - eingeengt ist, der kann keine freie Entscheidung mehr fällen! Der befindet sich in einem dunklen Tunnel und sieht nicht mehr die Öffnungen, die ihn nach außen führen könnten. So betrachtet ist das Wort „Freitod“ ein völliger Unsinn, eine Lüge, denn das Opfer seiner subjektiv negativen Einengung kann sich nicht mehr frei entscheiden. Es ist hoffnungslos in seinem Tunnelblick auf das Negative gefangen und sich gleichzeitig dieses Umstandes aber nicht bewusst. Ein Gefangener ist nicht frei. Deshalb ist und bleibt Suizid leider ein Mord.

Es gibt Institutionen und Menschen die Helfen könnnen

Daher möchte ich an dieser Stelle an alle Menschen, die mit lebensmüden Personen in Berührung kommen, so eindringlich wie nur möglich appellieren, ihr Äußerstes zu tun, dass diesen Menschen geholfen wird, die Krise zu überstehen.

Es gibt einschlägige Telefonnummern für Gefährdete:

In Österreich gibt es unter anderem Kriseninterventionszentrum, 1090 Wien, Lazarettgasse 14A/ Ebene 02, Tel.: 01/4069595-0, www.kriseninterventionszentrum.at

Sozialpsychiatrischer Notdienst, Gumpendorferstraße 157, Tel.: 01/31330,

PSI-Telefon: 01/4000-53060, Ö3 Kummernummer: 116 123, und die Telefonseelsorge: 142

Man darf auch nicht vergessen, dass es einige psychische Erkrankungen gibt, die in Richtung Suizid führen können, wobei der Selbstmord gewissermaßen der Abschluss der Krankheit sein kann. Hier könnte eine rechtzeitige medizinische Intervention oft viel bewirken, weil dadurch die Voraussetzungen für die Entwicklung Richtung Selbstmord, wenn nicht verhindert, so zumindest  gemildert werden können.

Wichtig für Menschen, die einen Selbstmordgefährdeten in ihrem Umfeld kennen: Bitte alle Ankündigungen ernst nehmen, auch wenn sie häufig nur Hilferufe sind. 10% der Menschen, die einen Selbstmordversuch unternehmen, sterben schließlich tatsächlich unter der eigenen Hand.

Sterbehilfe

Wie verhält es sich nun mit einem todkranken oder schwer kranken Menschen – ist es vertretbar, hier das Leiden „künstlich“ zu verkürzen, um den Selbstmord mit verdaulicheren, aber meines Erachtens nach unzulässigen Worten zu beschreiben. Primär klingt das menschlich, mitfühlend, aber wie gesagt: Die Konsequenzen für die Person a la longue sind unglaublich drastisch, unerträglich, um es sehr vorsichtig auszudrücken.

pexels spoortesh honey 3810915Wer die Fähigkeit hat bewusst Leben zu erschaffen, hier ist natürlich nicht der Paarungsakt gemeint, den auch die primitivsten Tiere vollziehen, derjenige mag auch autorisiert sein, Leben zu nehmen. Jeder andere sollten nach dem höchsten Gebet im Christentum wie auch im Hinduismus handeln, wenn er an eine göttliche Kraft, an eine höchste Quelle, an Gott glauben kann. Dieses Gebet lautet: „Dein Wille geschehe“. Langfristig hat das Göttliche immer, immer recht, ist unendlich weiser als wir selbst in unserer oberflächlichen, mentalen Einschätzung! Und, nicht zu vergessen, es liebt uns unendlich mehr, als wir uns selbst lieben können, ja, als wir uns das je vorstellen können! Eine Überantwortung an diese höchste Quelle ist vom christlichen Standpunkt wohl die einzig wahre Lösung. Wird uns unser eigener Vater enttäuschen, weiß er nicht alleine, was das Beste für uns ist?!

Im Hinduismus gilt sinngemäß die gleiche Maxime, es werden nur andere Worte dafür verwendet: Krishna sagt in der Gita, der hinduistischen Bibel: „Sei ein reines Instrument“. Etwas weiter von diesen Worten entfernt, aber inhaltlich im gleichen Sinne, vertreten die Buddhisten den Standpunkt, man muss sich von den eigenen Wünschen befreien – auch dies führt zum gleichen Resultat.

Dein Wille geschehe

Die Erkenntnisse der Erleuchteten dieser drei großen Weltreligionen mündeten also in die gleiche Richtung: Lass „Ihn“ entscheiden, welchen weiteren Verlauf alles nimmt, damit natürlich auch und insbesondere das Leben.

Egal, ob du wie die Yogis im Hinduismus bzw. die Gläubigen im Buddhismus an weitere Inkarnationen glaubst, oder wie die heutigen Gläubigen der christlichen Kirche nur auf einen Himmel nach dem Tode hoffst: Das Schicksal in die Hände Gottes zu legen, wird langfristig zweifellos die besten Resultate bringen! Möglicherweise ist in dieser Inkarnation noch eine gewisse Läuterung, Reinigung, also eine Erfahrung des Leidens notwendig, welche dich letztlich für eine höhere Stufe der Evolution, für eine unvergleichlich bessere Erfahrung vorbereitet und dir ein Tor in eine bessere, leuchtendere Zukunft nach deinem physischen Ende garantieren wird. Evolution heißt immer Entwicklung zum Besseren.

Mein flehentlicher Appell daher an jene, die sich in einer tiefgreifenden Krise befinden, die jeden einmal erwischen kann: Bitte spielt euch nicht zum Herrn über Leben und Tod auf. Überlasst dies einer kompetenteren Kraft! Lasst euch helfen, so gut es geht.

Was den Einsatz von sehr starken Schmerzmitteln etwa bei einer Krebserkrankung betrifft, halte ich diesen persönlich allerdings als zulässig, auch wenn er sich mitunter als etwas lebensverkürzend auswirken mag.

Arthada, Wien, 12.4.2021