Glückseligkeit
- Gunagriha erzählt -
(kurzer Ausschnitt aus dem Buch „Dreimal Geboren“)
...Ein spiritueller Meister arbeitet bewusst an seinen Schülern, die sich meistens unbewusst umwandeln und entwickeln. Ich habe die Ergebnisse, von einigen Ausnahmen abgesehen, erst nachträglich gespürt. Eine solche Ausnahme war einmal, als wir bei einem Treffen zusammensaßen, meditierten und die göttliche Glückseligkeit in mich eindrang. Das dauerte lange, sie blieb einige Stunden in mir. So hatte ich genügend Zeit, sie zu beobachten. Mein Erlebnis begann ganz unerwartet.
Eine unbeschränkte, unkontrollierbare, in ihrer Ausdehnung für mich bisher unbekannte, die Grenzen der für den Menschen ertragbaren Freude überschreitende Glückseligkeit überkam mich. Ich glaube, dass es die göttliche Wonne war. Gewöhnlich schaudert es einen, wenn man eine riesengroße Freude spürt, oder es läuft einem die Gänsehaut über den Rücken. Aber in diesem Fall überflutete sie die ganze Oberfläche meines Körpers, riss jede Zelle mit sich und ließ nichts unberührt. Mein Körper war, als würde er nicht aus Materie bestehen. Alles war hauchleicht, aber gleichzeitig voller Energie. Ich hätte mich gar nicht gewundert, wenn ich geflogen wäre. Weder Essen noch Getränk brachte ich hinunter. Auf dem Heimweg gab ich mein Essen einem herrenlosen Hund und ich musste mich zurückhalten, um ihn nicht abzuküssen. Dieser Grad der Freude und die sie begleitende bedingungslose Liebe macht den normalen menschlichen Verstand total verrückt. Inzwischen weiß ich schon, dass die Besonnenheit der Seele unerlässlich ist, um die göttliche Wonne auszuhalten.
Der schmutzige, herrenlose Hund war da für mich Gott, ich sah Ihn, ich erkannte Ihn in dem Hund. Aber nicht nur im Hund, sondern in allem, was sich bewegte und in allem, was sich nicht bewegte. Das war unbeschreiblich wunderbar und dieser Zustand dauerte an. Egal was ich mir anschaute, was ich berührte, alles löste eine mit Worten nicht beschreibbare Glückseligkeit, Wonne in mir aus. Ich war dafür sehr dankbar, vor Dankbarkeit hätte ich jede Minute weinen können. Tatsächlich schluckte ich meine Dankbarkeitstränen hinunter. Dann dachte ich daran, warum ich so viel Gutes erleben darf, das verdiente ich ja vielleicht gar nicht. Als ich das Gefühl hatte, dass ich es nicht verdiente, da verschwand die Glückseligkeit wieder...
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