Allgemeines
über Meditation
In der Meditation fühlt man sich wie am Grund des Meeres, wo nur noch Stille und Ruhe herrschen. An der Oberfläche mag es unzählige Wellen geben, doch das Meer darunter wird davon nicht berührt. In seinen tiefsten Tiefen ist das Meer voller Stille. Wenn wir zu meditieren beginnen, versuchen wir zuerst, unsere Wie Fische im Meer springen und schwimmen sie herum, doch hinterlassen sie keine Spur. Wenn wir uns also in unserer höchsten Meditation befinden, fühlen wir, dass wir das Meer sind und die Tiere im Meer uns nichts anhaben können. Wir fühlen, dass wir der Himmel sind und dass uns all die Vögel, die vorbeifliegen, nichts ausmachen. Unser Verstand ist der Himmel und unser Herz ist das unendliche Meer. Das ist Meditation.
Nur mit dem Herzen kann man richtig sehen. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.
Meditation ist das Auge, das die Wahrheit sieht, das Herz, das die Wahrheit fühlt und die Seele, die die Wahrheit verwirklicht.
Durch Meditation wird sich die Seele ihrer Entwicklung in ihrer ewigen Reise vollkommen bewusst. Durch Meditation erkennen wir, wie sich die Form in das Formlose, und das Endliche in das Unendliche entwickelt.
Meditation bedeutet bewusste Selbst-Ausdehnung. Meditation bedeutet, sein wahres Selbst zu erkennen oder zu entdecken. Nur durch Meditation überwinden wir Beschränkungen, Unvollkommenheiten und Gebundenheit.
In der Meditation gibt es eine Flamme ständigen Strebens. Unsere Reise ist ewig; unser Fortschritt und unsere Verwirklichung sind ebenfalls kontinuierlich und unendlich, weil wir in der Meditation der Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit begegnen.
Meditation teilt dir nur eines mit: Gott ist. Meditation enthüllt dir nur eine Wahrheit: die Schau Gottes gehört dir.
Meditation ist Stille, die erquickt und erfüllt. Stille ist der beredte Ausdruck des Unaussprechbaren.
Die oben zitierten Aussprüche stammen alle von dem indischen Yogi Sri Chinmoy (1931 - 2007)
Wenn wir das Gefühl haben, dass wir zufrieden sind mit dem, was wir haben und was wir sind, besteht für uns keine Notwendigkeit, uns mit der Kunst des Meditierens zu befassen. Wir beginnen nur deshalb zu meditieren, weil wir einen inneren Hunger verspüren. Wir fühlen, dass es in uns etwas Lichtvolles, etwas unermesslich Weites, etwas Göttliches gibt. Wir fühlen, dass wir genau dies unbedingt brauchen; nur haben wir im Moment keinen Zugang dazu. Unser innerer Hunger wird daher durch ein spirituelles Bedürfnis geweckt.
Meditation heißt nicht, dass man fünf oder zehn Minuten lang einfach still dasitzt. Man muss sich dabei bewusst bemühen. Der Verstand muss in einen ruhigen und stillen Zustand gebracht werden; gleichzeitig muss er wachsam sein, um alle Gedanken und Begierden abwehren zu können. Wenn es uns gelingt, den Verstand ruhig und still zu machen, werden wir fühlen, dass in uns eine neue Schöpfung zu blühen beginnt. Wenn der Verstand leer und ausgeglichen ist und unser ganzes Dasein zu einem aufnahmebereiten Gefäß wird, kann unser inneres Wesen unendlichen Frieden, unendliches Licht und unendliche Glückseligkeit anrufen, damit diese göttlichen Eigenschaften in unser Gefäß einströmen und es auffüllen. Das ist Meditation.
Konzentration heißt, innerlich wachsam und auf der Hut zu sein. Um uns herum und sogar in uns halten sich Diebe auf. Furcht, Zweifel, Sorgen und Ängstlichkeit sind die inneren Diebe, die versuchen, unsere Ausgeglichenheit und unseren Frieden zu stehlen. Wenn wir gelernt haben uns zu konzentrieren, fällt es diesen negativen Kräften sehr schwer, in uns einzudringen. Wenn Zweifel in unseren Verstand eindringt, wird ihn die Kraft der Konzentration in tausend Stücke reißen. Wenn Angst in unseren Verstand eindringt, wird die Kraft der Konzentration sie verjagen. Im Augenblick fallen wir noch unerleuchteten, dunklen und zerstörerischen Gedanken zum Opfer, aber ein Tag wird kommen, an dem die störenden Gedanken wegen der Stärke unserer Konzentration vor uns Angst haben werden.
Sehr oft klagen Sucher, dass sie sich nicht länger als fünf Minuten konzentrieren können. Nach fünf Minuten bekommen sie Kopfschmerzen oder ihr Kopf wird brennend heiß. Und wieso? Weil die Kraft ihrer Konzentration vom intellektuellen Verstand, oder man könnte auch sagen, vom disziplinierten Verstand ausgeht. Der Verstand weiß, dass er nicht umherschweifen darf; soviel Weisheit besitzt der Verstand schon. Aber wenn man den Verstand richtig gebrauchen will, auf erleuchtete Art und Weise, dann muss das Licht der Seele in den Verstand kommen. Wenn das Licht der Seele einmal in den Verstand eingetreten ist, wird es spielend einfach, sich stundenlang auf etwas zu konzentrieren. Während dieser Zeit können weder Gedanken noch Zweifel oder Ängste existieren. Keine negativen Kräfte können in den Verstand eindringen, wenn er erst einmal vom Licht der Seele durchdrungen ist.
Meditation heißt, dass wir uns bewusst zum Unendlichen entwickeln. Wenn wir meditieren, tun wir eigentlich nichts anderes, als einen leeren, ruhigen und stillen Verstand zu betreten und uns vom Unendlichen selbst nähren und umsorgen zu lassen. Durch Konzentration lernen wir, unsere Aufmerksamkeit auf einen einzigen Punkt zu sammeln und durch Meditation dehnen wir unser Bewusstsein in die unermessliche Weite aus und treten in ihr eigenes Bewusstsein ein.
In der Kontemplation jedoch werden wir zur Weite selbst und das Bewusstsein der Weite gehört dann völlig uns. In der Kontemplation befinden wir uns sowohl in unserer tiefsten Konzentration als auch in unserer höchsten Meditation. Zuerst haben wir die Wahrheit in der Meditation gesehen und gefühlt; in der Kontemplation entwickeln wir uns dann zur Wahrheit und werden vollkommen eins mit ihr. Wenn wir uns auf Gott konzentrieren, fühlen wir Ihn vielleicht direkt vor uns oder neben uns. Wenn wir meditieren, werden wir bestimmt Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit in uns fühlen. Wenn wir aber kontemplieren, werden wir erkennen, dass wir selbst Gott sind, dass wir selbst Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit sind.
Im spirituellen Herzen zu meditieren, ist die sicherste und erfüllendste Art der Meditation. Hier richten wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf unser Herz, machen den Verstand still und tauchen tief nach innen, um immer tiefere Ebenen von Frieden, Glückseligkeit und Liebe zu erreichen. Wir können auch unsere Vorstellungskraft zu Hilfe nehmen und uns eine Blütenknospe vorstellen, die in unserem Herzen erblüht. Während sich die Blütenblätter öffnen, werden wir fühlen, dass unsere innere Göttlichkeit unser ganzes Wesen durchstrahlt. Wir werden in den Fluss unseres Herzens eintauchen und ihm erlauben, sich in uns auszudehnen und unser Bewusstsein in die entferntesten Winkel des Jenseits zu tragen. Wenn wir im Herzen unsere tiefste Meditation erfahren, befinden wir uns weit jenseits aller Gedanken. (Sri Chinmoy)