Meditationsmusik
alles Leben ist Schwingung

Licht ist Schwingung
Ohne Schwingung sind wir blind, denn ohne Lichtwellen träfe nichts auf die Pupille auf, was dann über eine Nervenschwingung weiter an das Gehirn geleitet werden könnte. Ja, Licht ist Schwingung und je nach Frequenz nehmen wir verschiedene Farben wahr. Haben wir weißes Licht und lassen es durch ein Prisma fallen, werden die einzelnen Lichtwellen bzw. Frequenzen aufgesplittet bzw. wird das Licht je nach Wellenlänge der Frequenzen in seine Bestandteile gebrochen und wir bekommen die einzelnen Farben. Das heißt: kein Sehen, keine Farben ohne Schwingung.
Materie ist Schwingung
Selbst die „feste“ die Materie ist Schwingung, obwohl das für unseren Verstand zuerst einmal schwer verdaulich ist. Sobald wir allerdings tief genug in die Materie hineinschauen bzw. tauchen, erkennen wir, dass sie aus einer Unzahl von Atomen, also den kleinsten Bausteinen, aufgebaut ist. Im Kern sind die Protonen und Neutronen, die 99,9% der Masse ausmachen und in der Hülle ist außer jenen ständig in Schwingung verbleibenden Elektronen nichts als Leere. Das heißt, die Elektronen schwingen ständig um den Kern. Das Verhältnis der Hülle zum Kern verhält sich wie ein Fußballstadium zu einem Golfball. Wir sehen also: Das Atom ist hauptsächlich Energie, die schwingt – der Rest ist in seiner gewaltigen Hauptsache nichts als Leere.
Musik ist Schwingung
Und schließlich ist auch der Klang, die Sprache und selbstverständlich die Musik nichts anderes als Schwingung verschiedener Frequenzen; nun eben Schwingung im hörbaren Bereich. Kürzere Frequenzen ergeben höhere, längere Frequenzen tiefere Töne.
Die Materie, das Optische, das Akustische – alles schwingt. Man könnte das noch weiterspinnen: Die Planeten, die Sonnensysteme, die Galaxien: auch hier gibt es eine schwingende Bewegung. Oder im Kleineren: der Tag/Nachtrhythmus, der Jahreszeiten Wechsel usw. Schließlich im Individuum: der Herzschlag, der Atem. Wo man hinsieht: Die Welt besteht einfach aus Schwingung.
Das Resonanzphänomen
Daher darf es uns nicht verwundern, dass wir auf akustische Schwingungen, also auf Töne oder genauer gesagt auf Musik sehr empfindlich, oder genauer gesagt emotionell reagieren. In unserem Bewusstsein, das in einer Analogie wie ein Gefäß gefüllt mit klarem Wasser betrachtet werden kann, trifft eine Welle ein, die es zum Schwingen bringt. Die Art der Schwingung bestimmt den Effekt, den die Welle auf uns ausübt. Hier kommt es oft zu einem seelischen, psychischen oder auch nur einfach zu einem emotionalen Resonanzphänomen. Unter Resonanzphänomen versteht man den Umstand, dass durch Energiezufuhr eine Schwingung in einem tieferen Wesensteil in uns ausgelöst wird. Habe ich etwa eine leere Seite der Gitarre und schlage ich eine tiefere Saite an, die ich so greife, dass sie den gleichen Ton ergibt wie die leere Saite, beginnt die leere Saite von selbst mitzuschwingen, da sie durch die idente Frequenz angeregt wird.
Ähnlich wirkt Musik auf unser Gemüt: Haben wir in uns bestimmte Stimmungen abgespeichert und ruft eine bestimmte Musik diese Stimmung oder die Erinnerung an sie wieder wach, wird die Musik unsere Stimmung beeinflussen bzw. verändern. Das kann in alle möglichen Richtungen gehen. Geschrei und Kriegslieder, Fanfarenklänge mit Trommeln oder Muschelhörnerklänge erfüllten den Zweck, die Soldaten und Kämpfer in Kampfstimmung zu bringen. Andere Musik mag in uns wiederum die Sehnsucht oder die Liebe wachrufen oder uns einfach zum Tanzen animieren – in jedem Fall wird sie aber unser Bewusstsein färben.
Musik färbt unser Bewusstsein
Es gibt Musik, die vor allem vom vitalen und emotionellen Wesen, häufig - spirituell betrachtet - mit aggressiver Note, getrieben wird, und dazu gehört sehr viel Musik aus dem Rockbereich. Andere Musik erhält eine Menge Einflüsse auch von mentalen Arealen. Die klassische Musik kann – wie viele Genres, ihre Energie von verschiedenen Wesensteilen des Menschen beziehen. Es gab jedenfalls auch große klassische Künstler, die – wohl unbewusst – ihre Musik aus höheren Bewusstseinsebenen herunterbrachten. In diesem Sinn stimmt der bekannte Ausdruck: „Die Musik eines großen Komponisten ist immer größer als der Komponist“. Es hieß zum Beispiel, dass Bach zu beten bzw. zu meditieren pflegte, bevor er komponierte. Je höher das Bewusstsein eines Komponisten, desto höher die Ebene, aus der ihre Musik stammt.
Meditationsmusik
Bei der Meditation versucht man, in ein höheres Bewusstsein zu gelangen. In eine feinere, höhere Schwingung, wenn man so will. Hört man nun während der Meditation Meditationsmusik, also psychische Musik, Musik des Herzens, die eben aus einer höheren Ebene herrührt, wird einen diese Musik auf diese Ebene hinaufziehen bzw. wird sie einen mit diesem höheren Bewusstsein in Verbindung bringen. Sogenannte „niedere Musik“ (die meiste Populärmusik), die unser Bewusstsein „fallen“ lässt - worunter üblicherweise nur der spirituelle Sucher leidet und was aus spiritueller Sicht bedauernswert ist, wird „niedere Wesensteile“ in uns in Resonanz bringen und verstärken. Die Musik des Herzens oder gar die Musik der Seele hingegen wird das Höhere in uns stimulieren und zum Vorschein bringen. Das ist Meditationsmusik, die Musik der Stille, der Harmonie. Hier handelt es sich in der Regel um sehr einfache Musik, die wenig vitale Elemente verwendet, aber durchaus über emotionelle Aspektenverfügt, welche aber völliger frei jeglicher Aggression sind. Vielmehr geht es hier um Emotionen wie „verzehrende Gottliebe“, Sehnsucht nach Erkennen des Göttlichen usw. Bei der sehr großen Untergruppe der spirituellen Musik von Bhajans und Kirtanas dreht sich zum Beispiel alles um die mitunter durchaus emotionelle Anrufung und Verehrung verschiedener Aspekte des Göttlichen.
Mantras
Wenn man so will, kann man ein Mantra als die einfachste, reduzierteste Form von Meditationsmusik betrachten: Es handelt sich hierbei um eine Silbe, ein Wort, aber manchmal durchaus auch um kurze Sätze, die wieder und wieder wiederholt werden und eine ganz spezielle Wirkung entsprechend der Qualität des Mantras ausüben. Manche Mantras werden mit einer bestimmten Melodie wiederholt, etwa die Mutter aller Mantras, das Gayatri-Mantra. Die Worte in Kombination mit der speziellen Melodie entführen den Meditierenden langsam in ihre eigene Welt. Es ist für die Wirkung nicht unwesentlich, die Bedeutung des Mantras zu kennen, auch wenn es zum Beispiel auf Sanskrit ist. Jeder Mensch verfügt übrigens über ein Keimmantra, das genau zu ihm passt und mit dessen Hilfe er alleine Gott verwirklichen könnte. Das Problem ist nur, dass man in den meisten Fällen einen erleuchtenden Meister benötigt, um dieses Mantra zu erfahren. Wenn man aber z.B. das Mantra OM verwendet, liegt man auch nicht falsch, den dies ist ein universell einsetzbarer Klang, der Gott repräsentiert. Am Anfang war das Wort und das Wort ward Fleisch geworden…“ heißt es im Johannes-Evangelium). Die Wiederholung eines Mantras hat eine sehr reinigende Wirkung, wenn sie nicht mechanisch ausgeführt wird. Üblicherweise fällt es dem Menschen sehr schwer, die „Gedanken-Fließbandmaschine“ im Kopf auszuschalten. Aber durch Japa, also dem Wiederholen eines Mantras, wird der Verstand in Schach gehalten und gleichzeitig in eine höhere Schwingung versetzt. Wenn wir ein halb-leeres Tintenglas haben, dann können wir es langsam und mit Geduld auch so reinigen, indem wir Tropfen für Tropfen Wasser in das Tintenglas tropfen. Das ist symbolisch der Vorgang, der in unserem Bewusstsein beim Japa abläuft. Die Tinte wird sehr langsam aber stetig ausgewaschen… Ich bin der Überzeugung, dass die gebetsmühlenartige Wiederholung des Muttergottes-Gebets beim christlichen Rosenkranzgebet einen ähnlichen Zweck verfolgt.
Sieben – die Tonleiter
Sieben ist in manchen Kulturen eine heilige Zahl. Es gibt in Indien sieben große Flüsse, die Woche hat sieben Tage, in manchen Erzählungen mit geheimem mystischem Hintergrund (zum Beispiel manche Grimm Märchen) treffen wir auch wiederholt auf die Zahl sieben. Der Regenbogen setzt sich aus sieben Farben zusammen. Laut indischer Yogis gibt es sieben höhere und sieben tiefere Welten. Die Yogis betonen auch, dass es im Subtilkörper des Menschen neben vielen unbedeutenden Chakras entlang der Wirbelsäule sieben Haupt-Chakras gibt, entlang welcher die Kundalinikraft hochgleitet, um schließlich im höchsten Chakra, dem Scheitel-Chakra (Sahasrara-Chakra) das menschliche Bewusstsein über das Bewusstsein dieser Welt hinaus in die Gottestrance zu heben.
Ja, die Tonleiter besteht ebenfalls aus sieben Tönen, der achte Ton ist ja wieder ident mit dem ersten. Die Erde an sich hat eine bestimmte Schwingung, der Yogis einen bestimmten Ton zuordnen können, gleiches gilt für den Mond und die Gestirne. Selbst jedes Chakra hat eine spezielle Schwingung, der jeweils ein bestimmter Ton zugeordnet ist. So schwingt offensichtlich das Scheitelzentrum in C, das „dritte Auge“ in Des und das Herzzentrum in F.
Jeder Ton, also jede Frequenz verfügt über eine bestimmte Qualität und Mystiker, die über eine okkulte Schau verfügen, erfahren bei verschiedenen Tönen verschiedene Qualitäten. Das mag sehr subjektiv sein, aber ein hochangesehener Yogi, der selbst komponierte, teilt einmal mit, dass insbesondere das „Fes“ und „b“ über die Eigenschaft von tiefster Freude verfügen. Das Fes eine Oktave höher sei vor allem kraftvoll. Spirituelle Musik soll vor allem seelenvoll sein. Besonders seelenvolle Schwingungen sollen das „Ces“ und „Fes“ verkörpern. „As“ hingegen zeichne sich durch eine besonders delikate und subtile Note aus. Bei den Mystikern weniger beliebt ist interessanterweise das „G“.
Da man mit Musik ausgezeichnet Gefühle ausdrücken kann, lässt Musik einen Menschen auch leicht mit seinen Emotionen mitschwingen, wie wir oben schon gesehen haben. Ein Blues kann zum Beispiel mit einer etwas traurigen Seite in uns in Resonanz treten – und das kann uns gut gefallen. Andere Musik kann fröhliche oder aufgeregte bzw. erregte Emotionen in uns auslösen. Bestimmte klassische Musik, etwa von Brahms, Bach und Beethoven kommt, wie gesagt, teilweise von einer höheren Welt und kann unser Bewusstsein erheben, beruhigen und in eine harmonische Schwingung versetzen. Es gibt tatsächlich Untersuchungen, die gezeigt haben, dass Pflanzen bei Rock and Rollmusik wesentlich schlechter gewachsen sind, als wenn sie mit klassischer Musik von Bach bespielt wurden.
„Devotional music“
Und dann gibt es noch „devotional music“, spirituelle Musik, man kann sie natürlich auch als Meditationsmusik verwenden. Sie ist geeignet, unser Bewusstsein in eine spirituelle Schwingung zu versetzen und daher hebt sie unser Bewusstsein. Auch diese kann durchaus recht emotionell sein, allerdings ist sie immer frei von jeglicher Aggressivität. Vielmehr handelt es sich hier um Emotionen wie das innere Feuer, das sich nach Gott sehnt, bzw. reflektieren spirituelle Lieder Emotionen, die sich auf dem Weg nach Gott einstellen… Der große Vorteil bei der Meditation auf Meditationsmusik liegt darin, dass man mit ihr auf einfache Weise den Verstand in Schach hält. Der innere Fortschritt mag nicht so schnell sein, wie er bei stiller Meditation möglich ist, aber wir werden das Ziel etwas sicherer erreichen.
Mystiker-Musiker und Mystiker Komponisten
Neben gewöhnlichen Musikern gibt es große Musiker, und dann die Genies, wie Yehudi Menuhin, Pablo Casals, Miles Davis u.a. Neben den gewöhnlichen Komponisten, gibt es auch hier die Großen und dann auch hier die Genies, wie Beethoven, Mozart, Bach u.a.
Und dann gibt es noch eine Kategorie von Musikern bzw. Komponisten, die sich unvorstellbar darüber befinden und über sehr wenige Repräsentanten verfügt: die Mystiker-Musiker bzw.-Komponisten. Also Yogis, die schon den inneren Weg bis an das Ende gegangen sind und am Ziel, in ihrer Seele, dem universellen Selbst, in Gott angekommen sind; zum Beispiel: Hazrat Inayat Khan, den Gründer des internationalen Sufiordens, und Sri Chinmoy, den ehem. Leiter der Meditationen an der UNO. Diese Mystikerkomponisten kennen alle inneren Welten, die man in der Meditation erfahren kann und sind eins mit der Quelle allen Seins geworden. Keine Frage: die Musik eines solchen Wesens hat mit Abstand den erhebendsten Einfluss auf das Bewusstsein des Menschen.
Ich liebte in meiner Jugend Blues und Jazz und hörte daneben ein bisschen indische Musik und klassische Musik. Bestens erinnere ich mich noch daran, als ich dann das erste Mal ein Friedenskonzert eines Meisteryogis hörte. Ja selbst nach über 30 Jahren erinnere ich mich noch lebendig daran: Offengestanden, ich war recht enttäuscht und teilweise geradezu amüsiert, und dies, obwohl ich damals schon über einige Praxis in der Meditation verfügte. Die Musik war extrem einfach, es wurden keine Harmonien verwendet und mitunter hatte ich das Gefühl, dass der Yogi einzelne Instrumente, die er spielte, nicht wirklich sehr gut beherrschte. Mit so einer Erfahrung rechnet man nun einfach einmal nicht, wenn man in ein Konzert geht, wo mehrere tausend Menschen versammelt sind.
Aber es war offenkundig, dass sich der Musiker, der Meisteryogi, in einer tiefen Trance befand, in einem tiefen Meditationszustand. Einmal während des Konzerts, als er sich das Mikrophon näher zum Mund schieben wollte, griff er mehrmals daneben. Es mutete an wie bei einem Trunkenen, nur dass diese Person Gott-trunken war. Und nach dem Konzert fühlte ich mich in einer ungewohnten Weise befreit, glücklich und voller Liebe gegenüber der Welt. Der Effekt dieser Meditationsmusik war keinesfalls zu übersehen! Inzwischen habe ich diesen Effekt so lieben gelernt, dass ich (fast) exklusiv Meditationsmusik höre und mache. Ja, zu meinem Tagesprogramm zählt als Fixpunkt eine halbe Stunde spirituelle Musik, die viel dazu beiträgt, dass ich mein ganzes Leben voll Dankbarkeit und Freude leben darf, denn diese halbe Stunde erhebt mein Gefühl des Erfülltseins und Glücks beachtlich.
Meditationsmusik ist eine große Hilfe
Das erste Ziel der Meditation liegt darin, den Verstand still zu machen, um dann in die Weite des Selbst zu tauchen. Der Blick auf dieses wird uns durch die Enge des Verstandes verstellt normalerweise verstellt. Das klingt sehr einfach, aber erweist sich als recht herausfordernde Aufgabe, denn unsere Gedanken sind wie Bumerange: Wir wollen sie loswerden und werfen wir sie von uns, sie kehren aber gleich wieder zurück…
Genau hier unterstützt uns als Retterin die Meditationsmusik. Da wir von ihr in ihren Bann gezogen werden, lenken uns die Gedanken nicht mehr so ab. Ja, sie hilft uns, den Verstand still zu machen und hebt gleichzeitig unser Bewusstsein. Wer kann schon anfangs und auch für eine ganze Anzahl von Jahren längere Zeit in absoluter Stille meditieren? Tatsächlich gibt es spirituelle Wege, bei denen das Singen das allesbestimmende Element der Sadhana (spirituellen Praxis) ist. Für mich persönlich ist spirituelle Musik zwar von hoher Bedeutung und ich praktiziere sie täglich, gleichzeitig möchte ich aber mein spirituelles Leben nicht nur auf die spirituelle Musik einengen bzw. reduzieren.
Meditationsmusik macht alles sehr einfach: Still zu meditieren ist am Anfang eine wirkliche Herausforderung, denn Meditation kommt wie eine Gnade, ein Geschenk, und es dauert ein bisschen, bis man in den Fluss hineinkommt – davor kommen die Gedanken. Viel einfacher ist es, auf bzw. mit Meditationsmusik zu meditieren. Allerdings gilt es hier, nicht rein emotional eine „schöne“ Musik zu wählen, sondern wirklich Meditationsmusik zu hören, die von meditierenden Musikern aufgeführt wird und von einem Komponisten stammt, der in hohem Meditationsbewusstsein komponiert hat.
Spirituelle Lieder
Spirituelle Lieder können sehr unterschiedlich sein. Es kann sich um reine Instrumentalmusik handeln, sehr häufig jedoch sind es hingebungsvolle Lieder, die verschiedene Stimmungen widerspiegeln, die einen Sucher nach der Erleuchtung auf seinem inneren Pfad überkommen. Zum Beispiel kann in einem solchen spirituellen Lied die Verzweiflung des Suchenden oder aber auch seine glühende Strebsamkeit thematisiert werden, wenn er das Licht noch nicht sieht, aber sehnsüchtig herbeisehnt. Manche hingebungsvolle Lieder handeln wieder vom starken Gefühl der inneren Verbindung mit Gott oder dem inneren „Schrei um Vergebung“. Dann wieder geht es um Zustände höchster Beglückung; Lieder die einen Zustand göttlicher Ekstase beschreiben usw.
Man muss allerdings den Text der Lieder nicht unbedingt verstehen; die Seele des Liedes kann sich auch auf eine mystische Weise dem Zuhörer mitteilen. Und auf diese Weise kann der Zuhörer Stimmungen nachempfinden, die ihm im Laufe von Jahren und Jahrzehnten auf der inneren Reise begegnen.
Im spirituellen Leben zählt nicht die Anzahl der Stunden, die man mit spiritueller Disziplin verbringt, sondern die Intensität, mit der man die Übungen macht. In der stillen Meditation, so unglaublich effektiv sie auch sein kann, besteht doch immer die Gefahr, dass man müde wird, vor sich hindöst oder gar von seinen Gedanken irgendwann einmal davongetragen wird. Hier kann uns die Meditationsmusik wirklich sehr unterstützen. Es ist selten, dass jemand in der stillen Meditation so eine Intensität aufbringt, dass ihm vor Inbrunst und Hingabe Tränen über die Wangen rinnen. Schade, denn diese Tränen der Hingabe würden unser Wesen innerhalb von Minuten in einer Weise reinigen, wie es oberflächliche Meditationen nur im Laufe von langen Monaten oder vielen Jahren tun kann. Und innere Reinheit ist der Garant dafür, dass wir tiefere Erfahrungen machen können und diese Erfahrungen auch lebendig erhalten bleiben. In der Musikmeditation kann es passieren, dass wir sehr emotionell ergriffen werden, wobei hier – wie schon betont – spirituelle, erhebende Emotionen, also sehr angestrebte Gefühle gemeint sind. Dies wird umso eher passieren, wenn gewisse Musik auf gewisse Erfahrungen konditioniert ist, die man zum Beispiel einmal gemacht hat, als man diese Musik hörte. Dann öffnen sich vergleichsweise wesentlich schneller die Tränen des seelenvollen hingebungsvollen Suchers und er kann sicher sein, dass sein Bewusstsein wie eine Rakete hinaufschießt…
Eine Übung
Hier ein Vorschlag für eine Übung: Sucht euch eine spirituelle Musik aus. (Ihr könnt zum Beispiel Musik von hier wählen). Setzt euch in den Schneidersitz oder einfach auf einen Sessel, haltet das Rückgrat gerade, zündet eine Kerze an und dreht die Musik auf. Versucht euch ein Lächeln im Herzen vorzustellen. Lasst die Welt für die nächsten 15 Minuten außerhalb von euch und konzentriert euch auf euer spirituelles Herz in der Mitte eurer Brust. Der Atem soll immer langsamer und stiller werden. Hilfreich ist es, wenn ihr euch vorstellt, dass der Atem direkt in die Mitte eurer Brust zur Lunge fließt und euch von dort wieder verlässt. Ihr seid nun auf den Atem, das Herz und die Musik konzentriert. Abgesehen davon sollte es derzeit nichts für euch geben. Ihr interessiert euch in den nächsten 15 Minuten für nichts anderes, sondern lässt euch einfach von der spirituellen Musik erheben. Gedanken, die auftreten, bewertet ihr nicht, sondern lasst sie einfach wieder los, sobald ihr euch ihrer bewusst werdet. In diesem Zustand, wo ihr auf das Herz fokussiert seid, den Verstand still macht und alle Erwartungen ausschaltet, wird die Musik die Meditation für euch übernehmen. Wenn ihr eine solche Meditation täglich durchführt, werdet ihr sicherlich sehen, dass sie Früchte bringt! Früchte, auf die ihr bald nicht mehr verzichten wollt.
Arthada, Wien am 4.3.2021