Sitar

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Die Sitar ist das bedeutendste Instrument der klassischen nordindischen Musik und gilt mittlerweile weltweit als eines der am schwersten zu meisternden Musikinstrumente überhaupt. Sie wird meistens solistisch gespielt, in der Begleitung von Tabla und Tanpura. Bei Arthada & Friends schmiegt sie sich als Melodieinstrument, manchmal auch in Form von Klangteppichen auf unkonventionelle Weise in die Arrangements.

Sitar (in Indien spricht man: „Schetar“) heißt eigentlich das „Instrument mit dreißig Saiten“. Tatsächlich verfügt die Sitar allerdings normalerweise über 19 bis 21 Saiten: Sieben Melodiesaiten und 13 mitschwingenden Saiten, nämlich vier Spielsaiten, drei Bordunsaiten, die auf den Grundton und der Quinte der Tonleiter gestimmt und für rhythmische Akzente verwendet werden also rythmisch fast wie eine bei der Begleitung auf der Gitarre angeschlagen werden. Sie sind unveränderlich, gleich den Bordunsaiten von Drehleiern und ähnlich den stehenden Tönen eines Dudelsackes – nur dass sie rhytmisch angeschlagen werden. Darüber hinaus gibt es elf bis dreizehn Resonanzsaiten, die nur durch ihr Mitschwingen dem Klang zu mehr Obertönen und Hall verhelfen.

Entsprechend der Musikwissenschaft zählt die Sitar zur Familie der Langhalslauten. Sie besteht aus einem getrockneten Flaschenkürbis als Resonanzkörper und einem langen Hals, auf dem sich verschiebbare Messingbünde befinden, mit Hilfe derer man durch seitliches Verziehen der Saite die Tonhöhe um bis zu einer Sexte erhöhen kann. Der Steg (Jovari) hat eine besondere gekrümmte Form, so dass die Saiten nur zum Teil aufliegen und dadurch den besonders obertonreichen Klang erzeugen. Jovari heißt ungefähr soviel wie „der Leben Geber“ und nützt sich nach ein gewisser Zeit immer wieder ab. Unglücklicher Weise gibt es in Europa nur eine handvoll Musikinstrumentenbauer, die über die Fähigkeit verfügen, einem Jovari wieder neues Leben einzuflößen. Unser Kanala zählt zu jenen seltenen begabten Handwerkern, die sich diese Fertigkeit aneignen konnten; ja mehr noch, er hat mit neuen Materialen für den Jovari experimentiert und das Ergebnis war eine Sitar mit unverwechselbaren Sound.

Die Saiten werden mit einem Plektrum aus Draht (Mizrab) angeschlagen, das auf den Zeigefinger der rechten Hand gesteckt wird, während die Resonanzsaiten durch einen langgewachsenen Fingernagel des rechten kleinen Fingers angestrichen werden können. Die Resonanzsaiten schwingen ansonsten beim Spiel der Melodiesaite mit, die Sitar mit elf Resonanzsaiten wird in den elf indischen Haupttönen gestimmt, bei der dreizehnsaitigen Variante sind Grundton und Quinte jeweils mit einer weiteren Saite verstärkt. Manche Modelle besitzen einen aufschraubbaren Korpus kurz vor der Kopfplatte, genannt Tumba, der vor allem die tieferen Frequenzen wiedergibt. Auch hier hat Kanala eine eigene Erfindung installiert: Er verwendet eine Art Schüssel aus speziellem Holz und schwört darauf, dass sich die feinen Obertöne auf diese Weise subtiler wie breiter verstärken.

Der Grundton in der Stimmung der Sitar kann individuell – je nach Klangideal – gewählt werden und liegt meistens zwischen C und D.

Berühmte Sitarspieler sind die Inder Nikhil Banerjee (das Vorbild für Kanala, auch wenn er ihn nie persönlich mehr getroffen hat), Imrat Khan und Ravi Shankar, der vor allem durch die Beatles und die Zusammenarbeit mit dem Geiger Yehudi Menuhin auch außerhalb Indiens Berühmtheit erlangte. Gerade in den späten 1960ern beeinflusste die Sitar und indische Musik im allgemeinen die westliche Beat- und Rockmusik. George Harrison, Gitarrist der Beatles, erlernte die Sitar und ornamentierte damit Songs wie Norwegian Wood oder spielte komplett indische Titel wie Within You, Without You auf dem Album Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band ein.