Sri Chinmoy
Sri Chinmoy
(1931 – 2007) wurde in Ostbengalen, Indien, geboren und verlor mit 11 Jahren seinen Vater und ein Jahr später seine Mutter. Mit 12 Jahren folgte er seinen sechs Geschwistern in den Sri Aurobindo Ashram, einer spirituellen Gemeinschaft in Südindien, nach und übte dort 20 Jahre lang intensivste spirituelle Disziplin. Schon in seiner Kindheit erfuhr er die ersten Samadhi-Zustände (Gottestrancen); bei solchen Gelegenheiten verbrachte er regungslos bis zu 6 Tage - tot für die Welt - im Zustand des universellen Einsseins. Anfangs war die Rückkehr aus diesen hohen Bewusstseinszuständen so gewaltig, dass er seinen Namen und die Umstände seines irdischen Lebens völlig vergessen hatte. Mit eigenen Notizen fand er sich so wieder zurecht. Später lernte er, ohne Schwierigkeiten vom Alltagsbewusstsein in die höheren Bewusstseinszustände und Welten zu wechseln und dann von dort wieder zurückzukehren.
Sri Chinmoy meditierte täglich bis zu 14 Stunden und schlief nur etwa zwei Stunden in der Nacht bis er einen Zustand erreichte, in dem die Meditation nicht mehr aufhörte, egal, was er auf der äußeren Ebene tat. Er erlangte in jungem Alter im Sri Aurobindo Ashram die Selbst- bzw. Gottverwirklichung, die auch Erleuchtung genannt wird. Im Laufe der Jahre konnte er den Grad seiner Verwirklichung bzw. Erleuchtung in einer solchen Weise vervollkommnen, dass es ihm möglich wurde, fortwährend im Sahaja-Samadhi zu verweilen, das heißt, er lernte in einem Zustand höchsten Gottesbewusstseins jenseits des sog. Nirvikalpa-Samadhis zu verbleiben und trotzdem gleichzeitig hier unten in der Welt zu wirken.
1964 folgte Sri Chinmoy einem inneren Ruf und ging in den Westen, und zwar nach New York, um dort den Suchern des Abendlandes die Früchte seiner Verwirklichung anzubieten. Sri Chinmoy etablierte einen spirituellen Weg, der die Dynamik des Westens mit der Weisheit des Ostens kombiniert. Er propagiert keinesfalls eine Flucht aus der Welt in die Glückseligkeit des Nirvanas, sondern strebt die Annahme und Umwandlung des Lebens in ein erfülltes, harmonisches, letztlich göttliches Leben an. Sein „Weg des Herzens“ vereint verschiedene Yogarichtungen in sich, der Schwerpunkt liegt aber im Yoga der Liebe und Hingabe, dem Weg des Bhaktas.
Da im integralen Yoga Sri Chinmoys das kontemplative Leben des spirituellen Suchers mit dem aktiven Leben der Menschen des Westens kombiniert wird, erlangt dieser innere wie äußere Erfüllung. Sri Chinmoy ist nicht nur ein spiritueller Lehrer höchsten Ranges, der Meditationszentren in vielen Ländern der Welt gründete, sondern verfügte auch über geniale Kreativität, die sich in unzähligen literarischen Werken, Bildern und Musik-CDs niederschlug. Er komponierte zum Beispiel über 17.000 spirituelle Lieder. Selbst auf dem Gebiet des Sports stellte der spirituelle Lehrer erstaunliche Rekorde auf.
Durch die Meditation auf das spirituelle Herz, so Sri Chinmoy, kann der Sucher seine inneren Schätze zum Vorschein bringen: Freude, Licht und Liebe. Gemäß Sri Chinmoy erhält man den einfachsten und direktesten Zugang zum Göttlichen durch Liebe .
Zitate
"Alle Sripirituellen Pfade sind wahr, doch es gibt eine Abkürzung; wir nennen diese Abkürzung den sonnenerleuchteten Pfad. Der sonnenerleuchtete Pfad ist der Pfad der Strebsamkeit. Es kann nichts Erfüllenderes geben als Strebsamkeit. Durch Strebsamkeit wird der Sucher Teil der Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit.“
„Auf unserem Pfad braucht man keine Atemtechniken oder irgendwelche anderen spirituellen Techniken zu üben; ich messe solchen Dingen keine Wichtigkeit bei. Für mich zählt alleine die Strebsamkeit.“
„Wir brauchen Reinheit in unserer ganzen Existenz. Ohne Reinheit können wir uns nicht ausdehnen. Reinheit allein kann neunundneunzig Prozent der Probleme unserer Existenz lösen.“
„Wirkliche Freiheit ist das bewusste Gewahrsein unserer inneren Göttlichkeit.“
„Das Herz ist die Quelle; im Herzen ist die Seele. Wenn Liebe zuerst vom herzen kommt, wird sie gereinigt. Wenn reine Liebe, die Liebe des Herzens, die Liebe eurer Seele euer ganzes Wesen durchdringen kann, vermag sie die ganze physische Existenz zu reinigen und zu vergöttlichen.“
„Wenn Liebe bedeutet, jemanden oder etwas zu besitzen, dann ist das nicht wirkliche Liebe. Wenn Liebe bedeutet, sich selbst zu geben, eins mit allem, eins mit der Menschheit zu werden, dann ist das wirkliche Liebe.“
Über die Rolle des Meisters
„Der Guru ist nicht der Körper. Der Guru ist die Enthüllung und Manifestation einer göttlichen Kraft auf der Erde.“
„Ich sage meinen Schülern, ich bin nicht ihr Guru. Es gibt nur einen Guru für alle: Gott. Spirituelle Meister sind bloß Instrumente, ältere Brüder in der Familie.“
„Die Verwirklichung selbst und auf sich alleine gestellt zu erreichen ist wie den Ozean auf einem Floss zu überqueren. Die Verwirklichung durch die Gnade eines Gurus zu erreichen, ist hingegen wie den Ozean in einem schnellen und starken Boot zu überqueren, das uns sicher über das Meer der Unwissenheit ans Goldene Ufer bringt.“
„Es ist absurd zu glauben, man brauche für alles andere im Leben einen Lehrer, nicht jedoch für die Gottverwirklichung. Weshalb geht man an die Universität, wenn man doch auch zu Hause studieren kann? Wenn jemand weise ist und zu seinem Ziel laufen statt nur stolpern und spazieren möchte, dann wird er sicher die Hilfe eines Gurus annehmen.“
„Wenn der Schüler einmal einen Pfad gewählt hat, so ist es die Verantwortung des Meisters, ihm eine spezifische Meditation zu geben oder ihn zu inspirieren. Er ist vielleicht nicht äußerlich bei ihm, doch er wird in innerer Kommunikation mit dem Schüler stehen.“
„Wenn im normalen Leben zehn Leute in derselben Schulklasse sind, gibt der Lehrer ihnen alle dieselbe Lektion. Doch im Falle eines spirituellen Meisters ist es anders. Wenn ich am Morgen oder im Verlaufe des Tages auf meine Schüler meditiere, motiviere und inspiriere ich jeden einzelnen gemäß seiner Annahme von mir und gemäß seiner Fähigkeit, das Licht, das ich ihm gebe, zu empfangen und zu manifestieren.“
„Oh Schüler, kennst du den törichtsten Kunden der Erde? Er ist dein Guru und dein Guru allein. Er kauft deine Unwissenheit und gibt dir Wissen; er kauft deine Unfähigkeit und gibt dir Kraft. Kannst du dir einen unsinnigeren Handel vorstellen? Nun lerne den Namen der Torheit deines Gurus: Mitleid und Mitleid allein.“
„Nicht alle Beeren sind essbar. So sind nicht alle Gurus, um die sich Menschen scharen.“