Meditationsübungen I
Für den Anfänger
Danach folgen Meditationsübungen. Während man beim Konzentrieren seine Aufmerksamkeit auf ein möglichst kleines Objekt versucht zu fokussieren, fängt man beim Meditieren bei etwas ganz bestimmten an und dehnt sich dann aus. Häufig benutzt man dazu ganz bestimmte Vorstellungen und Bilder.
Die Übungen werden uns besser gelingen und wir werden tiefer in die Meditation eintauchen können, wenn wir gewisse Dinge beachten: die richtige Ernährung, die richtige Körperhaltung, die Umgebung, Kleidung, Musik usw.
Praktische Übungen
Unserer Überzeugung nach kann die praktische Erfahrung der Meditation nicht durch rein theoretisches Wissen erlangt werden. Es ist vielmehr ratsam, sich einen Kurs aus dem großen Angebot an diversen Meditationskursen auszuwählen und diesen einige Wochen lang regelmäßig zu besuchen. Nur so kann Meditation lebendig vermittelt werden. Darüber hinaus herrscht in einer Gruppe eine stärkere Kraft, sodass auch das Meditieren leichter fällt; ganz abgesehen davon, dass es auch viel mehr Spass in einer Gruppe macht.
EINE KONZENTRATIONSÜBUNG FÜR ANFÄNGER
Der erste Schritt zur Meditation heißt Konzentration. Setze dich auf deinen Meditationsplatz und betrachte eine Kerze, die du vor dich hinstellst. Die Kerze sollte in einer Entfernung von ca. 1-2 Meter ungefähr auf Augenhöhe stehen. Versuche nun, all deine Aufmerksamkeit auf die Kerze zu lenken. Fixiere deinen Blick auf die Flamme, ohne dich jedoch zu verkrampfen und ohne deine Augen zu überanstrengen. Sollte dein Blick abschweifen, lenke ihn immer wieder auf die Kerze zurück. Atme ruhig ein und aus und sage dir: „Es gib nichts anderes auf der Welt als diese Kerzenflamme.“ Wiederhole diesen Satz innerlich immer wieder. Konzentriere dich auf diese Weise 5 bis 10 Minuten auf die Kerze, schließe dann deine Augen und entspanne dich.
EINE MEDITATIONSÜBUNG FÜR ANFÄNGER
Setze dich in deine gewohnte Meditationsstellung. Atme ein paar Mal langsam tief ein und aus. Versuche zu spüren, dass du nicht durch Mund und Nase, sondern durch das Herz ein- und ausatmest. Achte dann darauf, dass der Atem so langsam und ruhig wie möglich ein und auszieht; bleibe aufmerksam, aber passiv. Du wirst zum eigenen Beobachter. Atme dann bewusst bei jedem Atemzug Reinheit ein und Dunkelheit aus. Wiederhole im Stillen das Wort „Reinheit“, während du einatmest, und das Wort „Dunkelheit“, während du ausatmest. Versuche dir die Reinheit und die Dunkelheit jeweils vorzustellen und sie zu spüren. Nach einer Weile atme auf die gleiche Weise Freude ein und Sorgen aus. Als drittes atme auf die gleiche Weise Frieden ein und Rastlosigkeit aus. Versuche während dieser Übung die Augen ganz leicht offen zu halten und ständig langsam zu atmen. Es kann hilfreich sein, wenn der Blick deiner Augen während der Übung auf eine Kerzenflamme gerichtet ist. Überfordere während der Übung weder Augen noch Lunge. In der wirklichen Meditation wirst du ganz still und brauchst dir nichts mehr vorzustellen, aber zu Beginn ist diese Übung ganz gut.
Eine weitere Meditationsübung:Diese Übung kann anschließend an die oben beschriebene Konzentrationsübung durchgeführt werden. Anfänger sollten jedoch nicht länger als 10 bis 15 Minuten in einem Stück meditieren. Versuche die Kerze in deinem Herzen zu sehen, erst die ganze Kerze, dann die Kerzenflamme. Versuche die Flamme ganz klar zu sehen, und fühle, dass du selbst diese Kerzenflamme bist. Fühle dann, dass das Licht dieser Flamme wächst, heller und heller wird, bis die Flamme zu einer kleinen Sonne heranwächst. Diese Sonne strahlt in alle Richtungen. Fühle, wie du dich mit den Sonnenstrahlen in alle Richtungen ausbreitest, weiter und weiter wirst, dich über deinen Körper hinaus ausbreitest, immer weiter und weiter. Wenn ablenkende Gedanken auftauchen – was ganz normal ist, beginne wieder von neuem. Je klarer die Vorstellung ist, desto einfacher wird die Übung.
Meditiere auf
Was willst du?
Ich will Freiheit.
Meditiere auf den endlosen Flug der Vögel.
Was willst du?
Ich will Selbstvertrauen.
Meditiere auf die gleißende Mittagssonne.
Was willst du?
Ich will Mitleid.
Meditiere auf den schützenden Fuß eines Baumes.
Was willst du?
Ich will Reinheit.
Meditiere auf eine duftende Blume.
Alle Übungen stammen von Yogi Sri Chinmoy
Für den Fortgeschrittenen
Meditationsübungen führen uns zu einem Punkt, wo der Kontakt zu unserem Inneren hergestellt ist. Dann erst beginnt die eigentliche Meditation. Dabei folgen wir einer inneren Stimme bzw. Führung, die uns langsam in die innere Welt einführt.
Wirkliche Meditation ereignet sich; wir können sie nicht erzwingen. Wirkliche Meditation fließt spontan aus unserem Inneren, sie ist ein Geschenk, eine Gnade, keine eigene Errungenschaft. Die Errungenschaft besteht darin, still und voll nach innen konzentriert sein zu können; alles weitere wird uns gegeben, geschieht von selbst.
Auf sich alleine gestellt ist es üblicher Weise nicht einfach, sich diesem nach innen gerichteten Fluss zu übergeben. Ein spiritueller Lehrer, der die Fähigkeit hat, sich mit dem Schüler zu identifizieren und diesen in der Meditation innerlich zu leiten, ist auf dieser Stufe praktisch immer notwendig.
Das ABC der Meditation
Unserer Überzeugung nach kann die praktische Erfahrung der Meditation nicht durch rein theoretisches Wissen erlangt werden. Es ist vielmehr ratsam, sich einen Kurs aus dem großen Angebot an diversen Meditationskursen auszuwählen und diesen einige Wochen lang regelmäßig zu besuchen. Nur so kann Meditation lebendig vermittelt werden. Darüber hinaus herrscht in einer Gruppe eine stärkere Kraft, sodass auch das Meditieren leichter fällt; ganz abgesehen davon, dass es auch viel mehr Spass in einer Gruppe macht.
Meditation ist das Erkennen oder entdecken von dem, was wir wirklich sind. Wenn wir meditieren, dringen wir in unser tieferes Wesen ein und bringen den Reichtum, den wir tief in uns besitzen, zum Vorschein. Meditation ist, wie tief auf den Grund des Meeres zu tauchen, wo alles ruhig und still ist. An der Oberfläche mag es viele Wellen geben, doch das Meer darunter ist unberührt. Wenn wir wirklichen Frieden, wirkliche Freude, wirkliche Liebe wollen, dann müssen wir meditieren. Wir fallen ständig Gefühlen der Eifersucht, Angst, Zweifel, Ängstlichkeit, Verzweiflung und Frustration zum Opfer. Doch wenn wir nur eine Minute Frieden erhalten, dann wird diese eine Minute – wenn es solider Frieden ist – unseren ganzen Tag erfüllen. Wenn wir anfangen zu meditieren, versuchen wir zuerst, unsere eigene innere Existenz zu erreichen – das heißt den Grund des Meeres. Dann, wenn die Wellen von der äußeren Welt kommen, werden wir nicht gestört. Angst, Zweifel, Sorgen und die ganze weltliche Unruhe werden einfach weggewaschen, da in uns solider Frieden ist.
Am Anfang solltest du nicht einmal ans Meditieren denken. Bestimme einfach eine gewisse Tageszeit, zu der du versuchst, still und ruhig zu sein. Wichtig ist, dass du dabei regelmäßig und pünktlich vorgehst. Versuche zu fühlen, dass diese fünf Minuten deinem inneren Wesen gehören. Die beste Zeit zum Meditieren ist frühmorgens nach dem Aufstehen. Auch der Abend ist geeignet. Während des Tages ist die Welt jedoch rastlos und eignet sich daher am Anfang nicht so sehr für die innere Ruhe.
Es hilft, wenn du dich vor dem Meditieren duschen oder ein Bad nehmen kannst. Richte in deinem Zimmer einen kleinen Ort mit Blumen ein. Die materielle Blume, die du vor dir hast, erinnert dich an deine innere Blume. Die Farbe, der Duft, das reinere Bewusstsein der Blume geben dir Inspiration. Ebenso verhält es sich mit Räucherstäbchen und Kerzen, die man zur Meditation anzündet: Du siehst die äußere Flamme und kannst unmittelbar spüren, dass die Flamme in deinem inneren Wesen ebenfalls hoch und immer höher steigt.
Es ist wichtig, den Rücken gerade und aufrecht zu halten und den Körper zu entspannen. Wenn der Körper steif ist, können natürlich die erfüllenden Eigenschaften, die während der Meditation in und durch ihn fließen, nicht aufgenommen werden. Der Körper sollte sich aber auch nicht unwohl fühlen. Wenn sich der Körper unwohl fühlt, wird er seine Stellung von selbst ändern. Man kann im Schneidersitz oder auf einem Stuhl gut meditieren. Wenn jemand physisch sehr ruhelos ist, wird er entspannter werden, wenn er neben der Meditation Sport betreibt.
Ruhiges Atmen ist ebenfalls sehr wichtig. Wenn du atmest, versuche so langsam und ruhig wie möglich einzuatmen, sodass sich ein kleiner Faden vor deiner Nase überhaupt nicht bewegen würde. Denke beim Atmen als erstes an Reinheit.
Am Anfang ist es auch besser, mit Konzentration zu beginnen, sonst werden sofort Millionen unerwünschte Gedanken in dich eindringen, sobald du deinen Verstand ruhig und leer zu machen versuchst. Konzentration bedeutet innere Wachsamkeit, inneres Gewahrsein. Wenn wir uns konzentrieren, dringen wir wie eine Kugel in etwas ein oder ziehen den Gegenstand wie ein Magnet zu uns. Zu diesem Zeitpunkt lassen wir keine Gedanken in unseren Verstand eintreten. Wenn wir uns auf etwas konzentrieren, versuchen wir zu fühlen, dass nichts anderes auf der Welt existiert, als wir und der Gegenstand unserer Konzentration.
Die Seele jedes Menschen hat ihre eigene Art zu meditieren. Meine Art zu meditieren wird dir nicht entsprechen und deine Art zu meditieren wird mir nicht entsprechen. Es gibt viele Sucher, deren Meditation nicht fruchtbar ist, weil sie nicht so meditieren, wie es für sie richtig wäre. Wenn du keinen spirituellen Meister hast, der dich führen kann, dann musst du tief in dich gehen und versuchen, deine Meditation aus dem tiefsten Inneren deines Herzens zu erhalten. Gehe tief in dich und beobachte dich, ob du eine Stimme, einen Gedanken oder eine Idee erhältst. Dann gehe tief in diese Idee oder Stimme und schaue, ob sie dir ein Gefühl innerer Freude oder inneren Friedens gibt, wo keine Probleme oder Zweifel mehr existieren. Wenn du ein solches Gefühl erhältst, weißt du, dass die Stimme, die du gehört hast, die wirkliche innere Stimme ist, die dir in deinem spirituellen Leben helfen wird. Nach der Meditation musst du das Ergebnis der Meditation innerlich assimilieren. Nur dann wird es zu einer soliden Verwirklichung, einer permanenten Erfahrung, die mit deinem Dasein untrennbar eins ist. Wenn der Frieden, das Licht und die Seligkeit deiner Meditation noch nicht assimiliert sind, kann sogar alleine dadurch, dass du mit irgendjemanden sprichst, alles verloren gehen. Du solltest auch nicht vor deiner Meditation oder unmittelbar danach essen. Förderlich ist es, sich ein bisschen zu bewegen, spirituelle Musik zu hören oder zu lesen.
Anleitung von Sri Chinmoy (zitiert aus "Meditation" von Sri Chinmoy)